Sechs Wochen ohne Regio-S-Bahn nach Bad Zwischenahn sind inakzeptabel! Strecke endlich zu Wunderline ausbauen!

Bahnstrecke Bremen – Oldenburg – Leer – Groningen: Ausbau im Schneckentempo

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Das einzige, worüber sich Fahrgäste auf der sogenannten Wunderline zwischen Bremen, Oldenburg, Leer und Groningen derzeit wundern, sind die sechs Wochen andauernden Zugausfälle der Regio-S-Bahn von Oldenburg bis Bad Zwischenahn. Vom 24.06. bis zum 05.08. dauert dieser Zustand an; die Züge aus Bremen wenden während dieser Zeit in Oldenburg. Nur sonntags wird bis Bad Zwischenahn gefahren.

Ursächlich dafür sind Bauarbeiten, aber nicht auf dieser Strecke, sondern zwischen Osnabrück und Rheine. Was genau hat eine über 100 Kilometer entfernte Strecke mit der Wunderline zu tun? Ganz einfach: Die zahlreichen Güterzüge, die aus Richtung Hannover kommend den Emder Hafen ansteuern und üblicherweise über Osnabrück und Meppen verkehren, müssen während dieser Zeit über Oldenburg umgeleitet werden. Auf dieser Strecke ist aber schlichtweg kein Platz für alle Güterzüge und das halbstündliche Personenzugangebot. Also streicht man einfach die Hälfte der Personenzüge zwischen Oldenburg und Bad Zwischenahn und bedient den ohnehin schlecht angebundenen Halt Wechloy wochenlang fast gar nicht. Betroffen sind davon neben Pendlern vor allem auch die Studenten der nahegelegenen Oldenburger Universität.

„Das Problem liegt in der Eingleisigkeit dieser Strecke“, erläutert Malte Diehl, Vorsitzender von PRO BAHN im Oldenburger Land. „Zwischen Oldenburg und Bad Zwischenahn gibt es nur eine ungünstig gelegene Ausweichstelle in Kayhauserfeld, die noch dazu zu kurz für einige Güterzüge ist. Es braucht auf diesem Abschnitt dringend eine zweite Ausweichstelle, die in etwa in Höhe des ehemaligen Bahnhofs in Bloh liegen müste.“

Dieses Problem ist dem Streckeneigentümer DB Netz seit langem bekannt. Interesse an einer Behebung hat die Bahn bislang aber nicht gezeigt, weil sie dadurch keine oder nur wenige zusätzliche Einnahmen aus den Trassengebühren hätte. DB Netz handelt hier also rein profitorientiert und gegen das Gemeinwohl. Hochproblematisch ist auch, dass diese dringend benötigte Ausweichstelle nach Kenntnis von PRO BAHN im Gegensatz zu anderen Maßnahmen nicht Bestandteil des geplanten Ausbaus der Wunderline zwischen Oldenburg und Groningen ist.

„Um es klar zu sagen: Solange dieser Engpass zwischen Oldenburg und Bad Zwischenahn besteht, wird kein zusätzlicher Zug westlich von Oldenburg verkehren“, erklärt Diehl die Auswirkungen dieses viele Jahre vorhandenen Missstands. „Wir gehen auch davon aus, dass es keine durchgehende Verbindung Bremen – Oldenburg – Leer – Groningen geben wird, bis die Kapazität dieses Abschnitts erhöht wurde.“

PRO BAHN fordert daher, endlich ein Ausweichgleis in Bloh zu bauen. Hierfür müssen sich alle Anlieger der Strecke aktiv einsetzen, die daran interessiert sind, ein besseres Zugangebot zu verwirklichen, um den nötigen Druck aufzubauen. Ohne das Ausweichgleis wird es auch regelmäßig wieder zu wochenlangen Zugausfällen kommen.

Des Weiteren fordert PRO BAHN, den geplanten Ausbau der Wunderline massiv zu beschleunigen. Angesichts der allerorten propagierten Verkehrswende passt es einfach nicht in die Zeit, wenn für den simplen Ausbau einer eingleisigen Strecke bis weit in die 30er-Jahre gebaut werden soll – und das berücksichtigt noch nicht die üblichen Verzögerungen. Sowohl der zweigleisige Abschnitt bei Augustfehn als auch die Ertüchtigung zwischen Ihrhove und der Grenze müssen endlich kommen. Zudem muss in Ihrhove ein Übergang zwischen den Zügen aus Richtung Groningen in Richtung Emsland und in Gegenrichtung geschaffen werden, der derzeit nicht vorgesehen ist.

Für die Gesamtstrecke braucht es zudem endlich ein attraktives, umsteigefreies Angebot im Expressverkehr. PRO BAHN fordert eine Fahrzeit von nicht mehr als zwei Stunden zwischen Bremen und Groningen. Ein solches Angebot mit nur wenigen Zwischenhalten, unter anderem in den Knotenpunkten Oldenburg und Leer, darf nicht langsamer unterwegs sein als der eigene Pkw, ansonsten werden die Menschen nicht umsteigen. Diese Verbindung muss unmittelbar nach Wiederaufbau der Friesenbrücke eingerichtet und langfristig zu einem ganztägigen Stundentakt ausgebaut werden. Dazu muss auch die niederländische Seite von ihrer Weigerung, die Strecke Groningen – Bad Neuschanz – Ihrhove zu elektrifizieren, abrücken. Es ist schlicht nicht vorstellbar oder sinnvoll, dass die dort geplanten Wasserstoff-Fahrzeuge ab Ihrhove über 100 Kilometer unter Fahrdraht bis nach Bremen verkehren. Wasserstoff ist mit Abstand der teuerste emissionsfreie Treibstoff und weist nur einen Wirkungsgrad knapp über 20 % auf, während Elektrotriebzüge auf rund 90 % kommen und somit auf mittlere Sicht wesentlich kostengünstiger unterwegs sind. Hier ist dringend eine Elektrifizierung der Gesamtstrecke erforderlich. Ansonsten ist fraglich, ob es jemals wieder einen direkten Zug von Groningen über Leer und Oldenburg bis Bremen geben wird. Käme diese Verbindung deswegen nicht, wäre dies zugleich das Aus einer echten Wunderline.

Ein Gedanke zu „Sechs Wochen ohne Regio-S-Bahn nach Bad Zwischenahn sind inakzeptabel! Strecke endlich zu Wunderline ausbauen!

  1. Alexander Hartmann Antworten

    Wer das Zusammenwachsen von Europa und die Transformation zu nachhaltigem Verkehr will, muss die Bahn massiv ausbauen, gerade über die Grenzen hinweg. Mindestens Zweigleisigkeit auf (bzw. im Zulauf) einer internationalen Verbindung ist eigentlich nicht diskutierbar (eine einspurige Autobahn, also für beide Fahrtrichtungen zusammen, ist mir nicht bekannt, hier liegt das Minimum ja wohl bei 4 Spuren). ich als Prof. an der Uni Oldenburg finde es schon peinlich, dass wegen der Eingleisigkeit unser Uni Haltepunkt gerade wochenlang nicht bedient wird (und über den mageren 1h Takt ansonsten sollte man auch nochmal reden …) Es komme auch gerade allerlei Studis zu spät (so wie heute), gerade weil sie nun in den Bus umsteigen müssen.

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