Beschlossen am 23.03.2024; wird bei Ergänzungen aktualisiert.
Die Beschädigung der Huntebrücke bei Elsfleth hat gezeigt, wie fragil die vorhandene Eisenbahninfrastruktur im Land ist. Die Wesermarsch, einschließlich eines der wichtigsten Häfen in der Region, ist damit über viele Wochen vom Eisenbahnverkehr nahezu komplett abgeschnitten. Auch die Huntebrücke in Oldenburg bereitet immer wieder erhebliche Probleme, die zu stundenlangem Verkehrschaos führen. Viele Strecken im Oldenburger Land sind zudem nur unzureichend ausgebaut. So sind die Verbindungen von Oldenburg über CLoppenburg und von Bremen über Vechta nach Osnabrück deswegen notorisch verspätungsanfällig, obwohl sie nur in einem dünnen Takt befahren werden. Zwischen Oldenburg und Leer werden regelmäßig wochenlang Personenzüge gestrichen, um Platz für umgeleitete Güterzüge zu machen. Der Knoten in Bremen ist ebenfalls überlastet. Wer abseits der Schiene mit dem Bus fahren möchte, kann dies vielerorts nur sehr eingeschränkt tun, weil zahlreiche Landkreise es bislang versäumen, ihr Angebot flächendeckend über den Schülerverkehr hinaus auszubauen.
Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert daher eine Offensive für den öffentlichen Personenverkehr im Vereinsgebiet, um mehr Reisende für Bus und Bahn zu gewinnen und trotzdem ausreichend Platz für den zunehmenden Personen- und Güterverkehr auf den Schienen zu haben. Falsche Sparwut darf hier nicht im Wege stehen, denn Verbesserungen der Infrastruktur zahlen sich volkswirtschaftlich nachweislich aus. Ausdrücklich unterstützen wir die Forderungen der Oldenburgischen IHK zum Bahnausbau, die auf der Bahnkonferenz in Oldenburg im Januar 2024 präsentiert wurden.
Die folgende Liste enthält die wesentlichen Forderungen des Fahrgastverbandes PRO BAHN, Regionalverband Oldenburger Land/Bremen, für sein Vereinsgebiet. Dies umfasst das historische Oldenburger Land ohne den Landkreis Friesland und Wilhelmshaven sowie das gesamte Bundesland Bremen und die Landkreise Diepholz, Osterholz, Verden, Rotenburg (Wümme) und Cuxhaven. Einige der aufgeführten Forderungen betreffen auch andere Regionalverbände von PRO BAHN und sind mit ihnen abgestimmt.
Darüber hinaus fordert PRO BAHN im Detail verschiedene weitere Maßnahmen, z.B. bestimmte neue Ausweichgleise. Diese werden hier, um die Liste überschaubar zu halten, nicht eigens aufgeführt, sondern ggf. von den größeren Maßnahmen, z.B. einem Streckenausbau, umfasst.
Alle Maßnahmen der Liste können auch bei OpenStreetMap eingesehen werden: Link zur Karte
Eisenbahninfrastruktur
Maßnahme | Hauptsächlicher Nutzen | Zeitkritisch? |
---|---|---|
Neubau Hunteklappbrücke Elsfleth | Wiederherstellung des Personen- und Güterverkehrs- in die Wesermarsch und zu den Häfen; bessere Sicherung gegen Störungen und Unfälle | Ja |
Feste Huntequerung Oldenburg | Schutz vor Störungen und Unfällen; Bewältigung des steigenden Verkehrsaufkommens (in Verbindung mit Beseitigung des Bahnübergangs Stedinger Straße) | Ja |
Viergleisiger Ausbau Bremen-Burg – Bremen Hbf – Langwedel | Beseitigung bestehender Engpässe im Personen- und Güterverkehr; Schaffung von Kapazitäten für Taktverdichtungen bei Regio-S-Bahn und Regionalexpress | Ja |
Dreigleisiger Ausbau Westzulauf Bremen | Beseitigung bestehender Engpässe im Personen und Güterverkehr östlich von Hude; Schaffung von Kapazitäten für Taktverdichtungen von Oldenburg, Nordenham und Vechta nach Bremen | Ja |
Zweigleisiger Ausbau und Elektrifizierung Oldenburg – Osnabrück-Eversburg | Stabilisierung des Fahrplans durch bessere Beschleunigung und Begegnungen während der Fahrt ohne Wartezeit; Ermöglichung eines zuverlässigen Halbstundentaktes; Schaffung von Kapazität für überregionalen Verkehr Wilhelmshaven – Oldenburg – Osnabrück – Rhein/Ruhr; Entlastung des Knotens Bremen von Güterzügen | Ja |
Dreigleisiger Ausbau Osnabrück-Eversburg – Osnabrück Hbf | Beseitigung bestehender Engpässe durch Trennung der Verkehre aus Richtung Norden und Westen; Schaffung zusätzlicher Kapazitäten für wachsenden Güter- und Personenverkehr; Schaffung der nötigen Kapazität für die Reaktivierung der Tecklenburger Nordbahn | Ja |
Zweigleisiger Ausbau Oldenburg – Leer | Verlängerung der Regio-S-Bahn bis Leer/Papenburg; Beseitigung bestehender Engpässe und Konflikte zwischen Personen- und Güterverkehr; Vermeidung von Zugausfällen im Personenverkehr bei Güterzugumleitungen über Oldenburg; Schaffung von Kapazität für durchgehende Expresszüge Bremen – Groningen; Ermöglichung eines störungsfreien Flügelkonzepts des RE 1 Norddeich/Wilhelmshaven – Oldenburg – Bremen – Hannover | Ja |
Elektrifizierung Stade – Cuxhaven | Durchgehend elektrischer Regionalschnellverkehr und Güterverkehr Cuxhaven – Hamburg; Fahrzeitverkürzung | Nein |
Elektrifzierung Cuxhaven – Bremerhaven-Speckenbüttel | Durchgehende RE-Züge Cuxhaven – Bremerhaven – Bremen – Hannover/Osnabrück; Ermöglichung von Fernverkehr nach Cuxhaven; Schaffung von Ausweichstrecken für Stade – Cuxhaven im Güterverkehr | Nein |
Ausbau Delmenhorst – Vechta – Hesepe (120 km/h, Kreuzungsbahnhöfe, Oberleitungsinseln) | Stabilisierung des aktuellen Betriebs; Schaffung der Kapazität für Halbstundentakt der RB 58; Ermöglichung von lokalem Güterverkehr; Fahrzeitverkürzung; Ermöglichung des Einsatzes batterieelektrischer Triebwagen | Nein |
Ausbau Langwedel – Soltau – Uelzen (120 km/h, Kreuzungsbahnhöfe, Elektrifzierung) | Ermöglichung eines Stundentaktes der RB 37; Fahrzeitverkürzung; Schaffung von Alternativrouten für den Güterverkehr Bremen – Südostdeutschland; Entlastung der Strecke Hamburg – Hannover | Nein |
Ausbau Bremerhaven – Buxtehude – Bremervörde (120 km/h, Kapazität, Elektrifzierung) | Fahrzeitverkürzung; Ermöglichung eines schnellen Regionalexpresses Bremerhaven – Hamburg; Schaffung von Umleitungsmöglichkeiten im Güterverkehr; Entlastung des Knotens Bremen | Nein |
Zweigleisiger Ausbau Rotenburg – Verden | Erhalt des Betriebs der Linie RS 6 auch bei Umleitungen im Fern-/Güterverkehr; Schaffung zusätzlicher Kapazitäten für Personen- und Güterzüge; Entlastung der Strecke Hamburg – Uelzen – Hannover | Nein |
Reaktivierungen von Bahnstrecken
Alle Bahnstrecken im Verbandsgebiet, die es in die zweite Stufe des laufenden niedersächsischen Reaktivierungsverfahrens geschafft haben, sollten auch tatsächlich reaktiviert werden. Dies sind:
Strecke | Länge | Hauptsächlicher Nutzen | Vorgeschlagenes Zugangebot |
---|---|---|---|
Bremerhaven-Speckenbüttel – Bad Bederkesa | 18 km | Anschluss der Orte Langen, Drangsted, Debsted und Bad Bederkesa (zusammen > 20.000 Einwohner) an den SPNV | Verlängerung der Regio-S-Bahn aus Bremerhaven-Lehe |
(Bremervörde -) Hesedorf – Stade (bereits in Umsetzung) | 26 km | Schaffung einer vertakteten ÖPNV-Verbindung zwischen den Mittelzentren Bremervörde und Stade (zusammen ca. 65.000 Einwohner); Anschluss der Orte Fredenbek, Deinste und Hagen an den SPNV; Fahrzeitverkürzung ggü. unregelmäßigem Busverkehr; attraktive Umsteigeverbindung Bremerhaven – Stade | Stündliche RB-Line Bremervörde – Stade mit Verlängerung über Stade hinaus nach Himmelpforten und neuem Halt am Klinikum Stade |
Bremervörde – Zeven – Rotenburg | 50 km | Schaffung einer vertakteten ÖPNV-Verbindung zwischen den Mittelzentren Bremervörde, Zeven und Rotenburg (zusammen ca. 55.000 Einwohner); Fahrzeitverkürzung ggü. unregelmäßigem Busverkehr | Stündliche RB-Linie Bremervörde – Rotenburg mit guten Anschlüssen an den Endpunkten und Kreuzung in Zeven |
Friesoythe – Cloppenburg | 26 km | Anbindung des Mittelzentrums Friesoythe und der Gemeinden Bösel und Garrel (zusammen > 45.000 Einwohner) an den SPNV; verbessertes, schnelleres Angebot gegenüber heutigem Busverkehr, Schaffung eines ÖPNV-Knotens in Friesoythe mit Anschluss Richtung Saterland und Oldenburg | Stündliche RB-Linie Friesoythe – Cloppenburg mit kurzem Übergang nach Osnabrück in Cloppenburg |
Meppen – Essen | 51 km | Anbindung von Haselünne, Herzlake und Löningen an den SPNV (> 30.000 Einwohner); Schaffung einer vertakteten ÖPNV-Anbindung zwischen östlichem Emsland und südlichem Oldenburger Land; Fahrzeitverkürzungen im ÖPNV | Stündliche RB-Linie Meppen – Essen mit kurzen Übergängen im zukünftigen 15/45er-Knoten Essen |
Nordenham – Blexen | 7 km | Erschließung des Mittelzentrums Nordenham und zahlreicher Industriebetrieb im SPNV; direkte Anbindung an die Fähre nach Bremerhaven | Verlängerung der Regio-S-Bahn aus Bremen |
Zeven – Tostedt | 38 km | Anbindung des Mittelzentrums Zeven sowie der Gemeinden Heeslingen, Sittensen und Heidenau an den SPNV (> 25.000 Einwohner); Schaffung einer attraktiven Umsteigeverbindung nach Hamburg | Stündliche RB-Linie Zeven – Tostedt mit kurzem Richtungsanschluss nach Buchholz und Hamburg |
Außerdem fordern wir einen weiteren Ausbau des Bremer Straßenbahnnetzes. Die laufende Verlängerung der Linien 1 und 8 sollte für zwei weitere Verlängerungen genutzt werden:
- Über den bisher geplanten Endpunkt in Leeste hinaus sollte die Linie 8 um ca. 3 km bis zum Bahnhof Kirchweyhe verlängert werden, um dort einen kurzen Übergang zur Regio-S-Bahn und zum Regionalexpress Bremen – Osnabrück herzustellen.
- Vom neuen Endpunkt an der Brüsseler Straße sollten Straßenbahngleise nach Delmenhorst verlegt werden, um dort auf die Bahnstrecke Delmenhorst – Harpstedt einzuschwenken und diese mit der Linie 1 zu bedienen.
Erweiterung des Zugangebots
Das Zugangebot in Niedersachsen und Bremen ist insgesamt nicht besonders dicht – sowohl im Vergleich zu anderen Bundesländern als auch zu benachbarten Staaten. Für eine signifikante Steigerung der Fahrgastzahlen bedarf es hier deutlicher Ausweitungen.
Maßnahme | Hauptsächlicher Nutzen |
---|---|
Halbstundentakt auf allen Linien der Regio-S-Bahn im Bremer Einzugsgebiet | Angemessene Erschließung des Großraums Bremen im SPNV mit Halbstundentakt als Mindestangebot für jeden Haltepunkt |
Viertelstundentakt der Linie RS 1 zwischen Bremen-Blumental und Achim | Angemessene Erschließung der nachfragestärksten Achse der Regio-S-Bahn |
Neue Regio-S-Bahn-Linie Bremen – Rotenburg | Herstellung eines Halbstundentaktes für die kleinen Stationen zwischen Bremen Hbf und Rotenburg im Wechsel mit Linie RB 41 Hamburg – Bremen |
Halbstundentakt nach Nordenham | Angemessene Erschließung der Wesermarsch mit den Mittelzentren Brake und Nordenham |
Stündliche Verlängerung der Regio-S-Bahn von Oldenburg nach Wilhelmshaven | Ganztägiger Halbstundentakt Wilhelmshaven – Oldenburg; Möglichkeit für zusätzliche Nahverkehrshalte |
Stündliche Verlängerung der Regio-S-Bahn von Bad Zwischenahn nach Leer und Papenburg | Ganztägiger Halbstundentakt Leer – Oldenburg; halbstündliche Verbindung Emden – Oldenburg; Verkürzung der Umsteigezeiten in Leer in Richtung Emsland; Direktverbindung zwischen dem Mittelzentrum Papenburg und den Oberzentren Oldenburg und Bremen |
Halbstundentakt im RE-Verkehr Bremen – Hannover | Schaffung einer angemessenen Verbindung zwischen beiden Metropolen und für die dazwischenliegenden Mittelzentren Achim, Verden, Nienburg, Neustadt am Rübenberge und Wunstorf (zusammen allein ca. 180.000 Einwohner) |
Neue RE-Linie Bremerhaven – Bremervörde – Buxtehude – Hamburg | Schaffung einer hochwertigen, zum Auto konkurrenzfähigen Direktverbindung Bremerhaven – Hamburg; deutliche Verkürzung der Reisezeiten auf knapp 90 Minuten |
Neue Expresszüge Bremen – Groningen | Schaffung einer hochwertigen, zum Auto konkurrenzfähigen Direktverbindung Bremen – Oldenburg – Leer – Groningen; deutliche Verkürzung der Reisezeiten auf knapp 90 Minuten |
Durchgehende Züge Wilhelmshaven – Oldenburg – Osnabrück – Rhein/Ruhr | Schaffung eines fernverkehrsähnlichen, umsteigefreien und zum Auto konkurrenzfähigen Anschlusses des Oldenburger Landes an den Großraum Rhein/Ruhr; langfristige Zielvorstellung: Verlängerung des RE 2 Düsseldorf – Osnabrück nach hinreichendem Streckenausbau Oldenburg – Osnabrück |
Halbstundentakt Bremen – Vechta – Osnabrück | Angemessene Erschließung der Mittelzentren Wildeshausen, Vechta und Lohne durch den SPNV |
Neue Eisenbahnhaltepunkte
Zu einem gut ausgebauten Eisenbahnnetz gehören auch weitere Haltepunkte, die die anliegenden Orte erschließen. Besonders im Netz der Regio-S-Bahn finden sich noch eklatante Lücken, die geschlossen werden müssen.
Station | StreckeN | Geforderte Bedienung |
---|---|---|
Altenwalde | Cuxhaven – Bremerhaven | RB 33 Cuxhaven – Bremerhaven – Buxtehude |
Apen | Leer – Oldenburg | Nach Verlängerung: RS 30 Papenburg – Leer – Oldenburg – Bremen |
Bremen-Achterdiek | Bremen – Hamburg | RB 41 Bremen – Hamburg Neue Regio-S-Bahn-Linie Bremen – Rotenburg |
Bremen-Arbergen | Bremen – Hannover | RS 1 Bremen-Farge – Bremen Hbf – Verden |
Bremen-Föhrenstraße | Bremen – Hannover Bremen – Osnabrück | RS 1 Bremen-Farge – Bremen Hbf – Verden RS 2 Bremerhaven – Bremen – Twistringen |
Bremen-Grambke | Bremerhaven – Bremen | RS 1 Bremen-Farge – Bremen Hbf – Verden |
Bremen-Marßel | Bremerhaven – Bremen | RS 2 Bremerhaven – Bremen – Twistringen |
Bremen-Mittelshuchting | Oldenburg – Bremen | RS 3 Wilhelmshaven – Oldenburg – Bremen RS 4 Nordenham – Bremen RB 58 Bremen – Vechta – Osnabrück |
Bremen-Steubenstraße | Bremen – Osnabrück | RS 2 Bremerhaven – Bremen – Twistringen |
Bremen-Universität | Bremen – Hamburg | RB 41 Bremen – Hamburg Neue Regio-S-Bahn-Linie Bremen – Rotenburg |
Bremerhaven-Speckenbüttel | Cuxhaven – Bremerhaven | RB 33 Cuxhaven – Bremerhaven – Buxtehude Nach Verlängerung bis Bederkesa: RS 2 |
Kirchlinteln | Langwedel – Uelzen | RB 37 Bremen – Soltau – Uelzen |
Oldenburg-Drielake | Oldenburg – Bremen | RS 3 Wilhelmshaven – Oldenburg – Bremen |
Oldenburg-Krusenbusch | Oldenburg – Osnabrück | RE 18 Wilhelmshaven – Oldenburg – Osnabrück |
Oldenburg-Ofenerdiek | Wilhelmshaven – Oldenburg | RS 3 Wilhelmshaven – Oldenburg – Bremen |
Uphusen | Bremen – Hannover | RS 1 Bremen-Farge – Bremen Hbf – Verden |
Busangebot
Ergänzend zum Schienenverkehr braucht es ein flächendeckendes, vertaktetes und auf die Fahrzeiten der Züge abgestimmtes Regionalbusnetz. In vielen Landkreisen fehlt dieses weitgehend oder ganz. Es braucht hier die Verpflichtung der Landkreise als Aufgabenträger durch Niedersachsen, überall ein standardisiertes, hochwertiges Angebot auf den wichtigen Linien an allen Wochentagen anzubieten. Vorbild kann hierfür der Standard für landesbedeutsame Buslinien in Niedersachsen sein. Lücken zwischen Eisenbahnstrecken und Mittelzentren können so effizient geschlossen werden.