Reiseberatung, Fahrscheinverkauf und Bürgerbus im Ammerland dank großen ehrenamtlichen Engagements
Am Freitag, dem 19.04.2024, besuchte der Regionalverband Oldenburger Land/Bremen, vertreten durch die Vorstandsmitglieder Malte Diehl, Matthias Handschuch, Björn Hörmann und Ingo Franßen, auf Einladung des Vereins BürgerBus Westerstede e.V. die Mobilitätszentrale in der Kreisstadt. Obwohl in Westerstede schon lange kein Zug mehr hält, gibt es hier weiterhin von Montag bis Sonnabend mitten in der Innenstadt die Gelegenheit, Fahrscheine für Bus und Bahn im personenbedienten Verkauf zu erwerben und sich kostenlos beraten zu lassen. Dies ist umso erstaunlicher, als dieser Service rein ehrenamtlich durch den Verein betrieben wird. Finanzielle und materielle Unterstützung kommt von der städtischen Politik, die nicht nur die Wichtigkeit einer guten ÖPNV-Anbindung, sondern auch die Bedeutung persönlicher Beratung erkannt hat. In Westerstede lassen sich unter anderem auch Fahrkarten erwerben, die man online nicht erwerben kann.
Jens Rowold, der Vorsitzende des Bürgerbus-Vereins, Hermann Nee, einer der stellvertretenden Bürgermeister Westerstedes, sowie weitere Vereinsmitglieder erläuterten den aus Oldenburg angereisten Gästen ausführlich das Konzept hinter der Mobilitätszentrale und diskutierten intensiv über den Bedarf an solchen Angeboten und die zukünftige Rolle des personenbedienten Verkaufs vor dem Hintergrund eines immer komplexer werdenden Angebots und einer alternden Bevölkerung bei gleichzeitigem Rückzug von Deutscher Bahn und Reisebüros aus dem Vertrieb in der Fläche. Die PRO-BAHN-Vertreter zollten dem enormen Engagement des Vereins großen Respekt und beurteilten die Mobilitätszentrale als vorbildlich für die Region. Gleichzeitig sprachen beide Seiten aber auch die zahlreichen Herausforderungen, die mit dem verlässlichen Betrieb einer solchen Einrichtung verbunden sind, insbesondere die Schwierigkeit, genügend ehrenamtliches Personal vorzuhalten, um die Öffnungszeiten stets gewährleisten zu können.
Neben der Mobilitätszentrale betreibt der Verein auch noch den namensgebenden Westersteder Bürgerbus, der auf mehreren Linien tagsüber ein Grundangebot für die Ortschaften im Westersteder Stadtgebiet schafft, die nicht über eine der Hauptlinien erschlossen werden. Jährlich werden etliche tausend Fahrgäste von und nach Westerstede gebracht. Auch hier könnte deutlich mehr gefahren werden, wenn der Verein mehr ehrenamtliche Fahrer hätte. Durch den allmählichen Umstieg auf Elektrofahrzeuge entstehen zudem weitere Herausforderungen: Kann bislang ein Kleinbus mit bis zu 3,5 Tonnen Gewicht mit einem normalen PKW-Führerschein gelenkt werden, werden die zukünftigen Elektrobusse schwerer und größer sein, um die Batterien unterzubringen
Nach gut zwei Stunden lebhaften Austauschs begaben sich die PRO-BAHN-Vertreter wieder zurück zum nahegelegenen ZOB, um nach Oldenburg zurückzufahren. PRO BAHN hofft im Interesse der Fahrgäste sehr, dass das Konzept und das Engagement der Westersteder in der Region zahlreiche Nachahmer findet.
Zur Stadt Westerstede ist noch zu sagen, dass sie – auch dies dank des Einsatzes der örtlichen Politik – eine der am besten an den Busverkehr angebundenen Kreisstädte im Nordwesten Niedersachsens ist. Von hier fährt täglich stündlich, morgens und nachmittags auch halbstündlich, die Landesbuslinie S35 nach Oldenburg. Außerdem bestehen stündliche Linien über Ocholt nach Barßel, über Apen nach Augustfehn und nach Bad Zwischenahn, so dass zwischen allen genannten Orten und zu allen drei Bahnhöfen im Landkreis Ammerland eine verlässliche ÖPNV-Anbindung besteht. Auch am Wochenende kommt man problemlos von und nach Westerstede, auch wenn die einstige Bahnstrecke bereits in den 1950er Jahren stillgelegt wurde. Angbote über die Kreisgrenzen hinaus, z.B. in Richtung Friesland oder Aurich, gibt es leider praktisch keine, weil die angrenzenden Landkreise keine Lust haben, Busverkehr nach Westerstede zu bestellen.