PRO BAHN zu Perspektiven für weitere Bahnhalte in Oldenburg
Nach den ernüchternden Aussagen der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) zu weiteren Bahnhalten in Oldenburg (Verkehrsausschuss vom 17. April) sieht der Fahrgastverband PRO BAHN die Stadtverwaltung gefordert, die verbleibenden Möglichkeiten kurzfristig auszuschöpfen. Das bedeutet, dass nun zunächst mit voller Kraft eine Reaktivierung des Halts in Ofenerdiek vorangetrieben werden muss, den die LNVG als einzigen derzeit denkbaren Halt ansieht und ihn bereits 2018 verkehrlich positiv bewertet hat.
An der zweigleisigen Strecke nach Wilhelmshaven gelegen, ließe der Ofenerdieker Bahnhof sich technisch vergleichsweise einfach wiedereröffnen und böte auch eine gute Verknüpfung zu verschiedenen Buslinien, die man dort konzentrieren könnte. Hierzu muss die Stadt nun ein rundes Paket schnüren und dazu neben dem Oberbürgermeister auch die lokalen Abgeordneten in Land und Bund mit ins Boot nehmen. Zunächst im kommenden Rahmenplan Mobilität und Verkehr die Fertigstellung des Kapitels zu weiteren Bahnhalten abzuwarten, ist dafür nicht zielführend.
Weil die LNVG zusätzliche Halte von Regionalexpress-Zügen grundsätzlich ablehnt, muss der Halt in Ofenerdiek mittels einer mindestens stündlichen Bedienung durch die Regio-S-Bahn realisiert werden. Eine Verdichtung der Regio-S-Bahn zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg auf einen Stundentakt mit Durchbindung bis Bremen ist bereits in Planung mit dem Ziel, zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg ganztägig zwei stündliche Zugpaare anzubieten. Das Vorhaben scheitert jedoch noch daran, dass im Bahnhof Sande nur ein Bahnsteiggleis zur Verfügung steht. Das östliche Streckengleis verfügt dort, um Kosten zu sparen, nicht mehr über einen Bahnsteig. Dadurch können sich aber Personenzüge dort nicht mehr begegnen, was bei einem Stundentakt der Regio-S-Bahn aufgrund der Fahrplangestaltung zwingend nötig wäre.
Im Interesse Oldenburgs sollte die Stadtverwaltung sich also auch hinter den Bau des zusätzlichen Bahnsteigs in Sande klemmen und diesen unterstützen. Platz genug ist dort noch vorhanden, so dass er schnell gebaut werden könnte. Schließlich müssen für eine bestmögliche Reaktivierung Ofenerdieks auch Änderungen an den Buslinien in Oldenburg vorgeplant werden, da bislang nur zwei Linien den Bahnhof direkt anfahren und drei weitere ihn knapp verfehlen.
Parallel dazu müsste die Stadt beginnen, gemeinsam mit dem Umland einen abgestimmten Plan für die Entwicklung des Schienenpersonenverkehrs zu erstellen, der auch weitere neue Haltepunkte umfasst. PRO BAHN hält es für fraglich, ob das für den Rahmenplan Mobilität und Verkehr geplante Kapitel zu neuen Bahnhalten erfolgversprechende Ergebnisse liefern wird, sollte dessen Fokus allein auf dem Stadtgebiet liegen, ohne die Interessen des Umlandes und fahrplantechnische Bedingungen in den benachbarten Knotenbahnhöfen zu berücksichtigen.
Zahlreiche andere Beispiele, etwa die im Aufbau befindlichen S-Bahn-Systeme rund um Münster, Freiburg, Chemnitz oder Kiel zeigen, dass es nicht ausreicht, nur auf neue Haltepunkte zu schauen, sondern der Gesamtplan entscheidend ist und auch von den umliegenden Landkreisen akzeptiert werden muss. In Oldenburg bietet sich zudem die Chance, an das bestehende Regio-S-Bahn-System anzudocken und es auszubauen und dies auch in den langfristigen Konzepten für den Ausbau der Bahnstrecken von Oldenburg nach Leer und Osnabrück rechtzeitig zu berücksichtigen, um die nötigen Baumaßnahmen und zukünftigen Fahrplankonzepte entsprechend anzupassen.
PRO BAHN empfiehlt der Stadt Oldenburg und den Ratsfraktionen daher dringend, sich eines der o.g. Beispiele aus erster Hand anzuschauen oder zeigen zu lassen. Gleichzeitig verweisen wir erneut auf unser Konzept für die Weiterentwicklung des Schienenverkehrs rund um Oldenburg, welches wir Mitte vergangenen Jahres erstellt haben und das hier heruntergeladen werden kann: https://probahn-ol-hb.de/wp-content/uploads/2023/04/Verkehrskonzept-Oldenburg.pdf
Schließlich rufen wir die LNVG auf, Fahrplankonzepte für die von Oldenburg ausgehenden Strecken, insbesondere in Richtung Osnabrück, zu entwickeln, die eine Mischung aus schnellen Regionalexpress-Zügen mit wenigen und langsamen Regio-S-Bahn-Zügen mit allen bisherigen und zusätzlichen Halten ermöglichen. Dies ist unerlässlich, um das Pendeln mit der Bahn nach oder von Oldenburg attraktiver zu machen.