Elektrifizierte Strecke nach Wilhelmshaven eröffnet

Am vergangenen Montag fuhr nach langjährigem Ausbau und Elektrifizierung nun endlich der erste planmäßige Personenzug mit einem Elektrotriebzug nach Wilhelmshaven (u.a. die NWZ und der NDR berichteten). Unser Oldenburger Regionalverband von PRO BAHN ließ es sich natürlich nicht nehmen, in aller Frühe mit diesem Zug um 06:06 Uhr ab Oldenburg nach Wilhelmshaven zu fahren. Der Vorsitzende des Regionalverbandes Ems-Jade e.V., Hans-Joachim Zschiesche aus Wilhelmshaven, wartete bereits am Bahnsteig, um den ersten Zug dort zu begrüßen, und überreichte dem Lokführer und der Zugbegleiterin ein kleines Präsent.

Hans-Joachim-Zschiesche (RV Ems-Jade e.V.) überreicht dem Lokführer Tim Buhrow nach der Ankunft des ersten Zuges ein leckeres Präsent. Foto: Dietmar Bökhaus

War die Hinfahrt ob der frühen Zeit und sicherlich auch, weil die meisten Pendler morgens in die Gegenrichtung fahren, noch überschaubar besetzt, so füllte sich die Rückleistung, mit der wir um kurz vor acht wieder pünktlich in Oldenburg eintrafen, doch sehr rasch. In Oldenburg angekommen, stiegen schätzungsweise 120 – 130 Passagiere aus, was für den in dieser Zeitlage bislang verkehrenden einzelnen Dieseltriebwagen grenzwertig gewesen wäre. Der neue, größere Elektrotriebwagen konnte die zahlreichen Passagiere aber gut verkraften.

Mit der Inbetriebnahme der ausgebauten und elektrifizierten Strecke nach Wilhelmshaven ging ein langgehegter Wunsch vieler Fahrgäste in Erfüllung. Ersten Planungen zufolge hätte die Elektrifizierung schon vor rund 20 Jahren fertiggestellt werden sollen. Die Mehrzahl der Züge wird weiterhin durch Dieseltriebwagen der Linie RE18 nach Osnabrück gefahren werden, da der zugehörige Verkehrsvertrag noch einige Jahre läuft. Die Elektrotriebzüge übernehmen leider vorerst nur einen Teil der Verstärkerfahrten, insgesamt fünf Zugpaare von Montag bis Freitag und zwei am Sonnabend. Bedauerlicherweise fallen die sonntäglichen Verstärker der ehemaligen Linie RE19 ganz weg.

Freuen sich über die gelungene Premierenfahrt: Malte Diehl, Björn Hörmann und Ingo Franßen (v.l.n.r.) vom PRO-BAHN-Regionalverband Oldenburger Land/Bremen

Ein großer Minuspunkt ist, dass zumindest dieses Jahr noch in Oldenburg umgestiegen werden muss. Die durchgehenden Verbindungen nach Bremen sind vorübergehend Geschichte. Ursache dafür ist, dass – nicht zuletzt infolge des sturen Widerstands Oldenburgs gegen den Ausbau im Stadtgebiet – die Überführung an der Alexanderstraße viel zu spät begonnen wurde und deswegen frühestens zum Fahrplanwechsel 2023/24 fertig wird. Wegen der baubedingt abschnittsweise eingleisigen Streckenführung ist eine Durchbindung der Regio-S-Bahn von Bremen bis Wilhelmshaven fahrplantechnisch nicht machbar. Diese soll aber mit insgesamt ca. zehn durchgehenden Fahrten je Richtung montags bis freitags bald kommen.

Für große Entgeisterung hat indes ein Bericht der NWZ gesorgt, wonach die Herstellung der neuen Doppelstocktriebzüge für das Express-Kreuz Bremen sich um Jahre verzögert und auch der Aufbau der zusätzlichen Technik für die Flügelung des RE1 von und nach Wilhelmshaven in Oldenburg länger dauern könnte. Statt von 2024 ist jetzt sogar von 2027 die Rede. Für PRO BAHN ist dies inakzeptabel. Dadurch wird die friesische Küste auf Jahre hinaus weiter vom überregionalen Verkehr abgeschnitten. Wir rufen die Verantwortlichen in Niedersachsen dazu auf, die Technik zum Vereinigen und Trennen der Züge in Oldenburg schnellstmöglich herrichten zu lassen und die Doppelstocktriebwagen, die verfügbar werden, als erstes auf die Linie RE1 zu schicken. Die ebenfalls zum Express-Kreuz Bremen gehörenden Linien RE8 und RE9 von Hannover nach Bremerhaven und Bremerhaven nach Osnabrück können übergangsweise ohne Qualitätsverlust weiter mit den bisherigen lokbespannten Zügen bedient werden.

Als Ausgleich für diese Verzögerung sollte indes das Land die NordWestBahn beauftragen, ab dem nächsten Fahrplanwechsel bzw. Fertigstellung der Überführung Alexanderstraße ganztägig stündlich mit der Regio-S-Bahn zwischen Wilhelmshaven und Bremen zu pendeln. Der fehlende Mittelbahnsteig in Sande erschwert dies zwar durch den eingleisigen Betrieb im Bahnhofsbereich. Da der Fahrplan mit Rücksichtnahme auf die Dieselzüge einiges an Puffern enthält, die die Elektrotriebzüge dank guter Beschleunigung nicht brauchen, sollte dieser Schritt trotzdem gewagt werden.

Der überpünktlich aus Oldenburg eingetroffene Triebwagen von Stadler wartet in eisiger Kälte auf die Rückfahrt um 07:10 Uhr. Daneben steht der altbekannte Dieseltriebwagen von Alstom, der um 07:02 nach Esens abfuhr. Bei der Regio-S-Bahn wird es leider fürs erste auch bleiben …

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