Oldenburg muss jetzt schnell eine langfristige Vision für das Reisezentrum entwickeln!

Oldenburg, den 17.09.2022

Als Mitte August verkündet wurde, dass das Reisezentrum der Deutschen Bahn im Oldenburger Hauptbahnhof gerettet sei, war die Erleichterung groß. Andernfalls hätte es bedeutet, dass der persönliche Fahrkartenverkauf wie bereits in Wilhelmshaven nur noch über den versteckten Schalter der NordWestBahn in der Bahnhofsbuchhandlung möglich gewesen wäre. Auch der Fahrgastverband PRO BAHN freut sich über die vorläufige Rettung. Jetzt gilt es sicherzustellen, dass dieser wichtige Zusatz – vorläufig! – nicht von der Politik vergessen wird.

„Kommunalpolitik und Verwaltung sind nun gefordert, ein tragfähiges Konzept vorzulegen, wie es mit dem Reisezentrum langfristig weitergehen soll“, kommentiert Vorsitzender Malte Diehl die Situation. „Das DB-Reisezentrum war in den vergangenen Jahren immer schon unrentabel, sonst hätte die Deutsche Bahn gar nicht über die Schließung nachgedacht. Dies hat sich nicht verbessert, zumal ein Teil der Kunden nun auch zur NordWestBahn gehen wird. Liegt das Konzept bis Ende 2023 vor, hätte man zur Umsetzung noch ein knappes Jahr Zeit, bis der Zuschuss ausläuft.“

Die Schließung konnte nur abgewendet werden, weil die Landesnahverkehrsgesellschaft, die für das Land Niedersachsen die Verkehrsleistungen auf der Schiene und auch den Fahrkartenverkauf vergibt, eingesprungen ist. Dieser Zuschuss, dessen genaue Höhe uns nicht bekannt ist, der aber klar sechsstellig sein dürfte, wird kaum über die nächsten beiden Jahre hinaus verlängert werden. Sonst könnten auch andere Städte, die ihr Reisezentrum verloren haben, ähnliche, ebenso teure Lösungen für sich einfordern.

Die Stadt muss daher ein zukunftsfähiges Konzept vorlegen, welches innovative Ideen einbringt und den jährlichen Fehlbetrag minimiert. Dies kann aus Sicht von PRO BAHN entweder mit der Deutschen Bahn als Betreiber oder auch nach Übernahme der Räumlichkeiten durch einen neuen städtischen Betrieb geschehen.

Vorsitzender Diehl zu den Möglichkeiten: „Ein gutes Beispiel hierfür könnte die Bentheimer Eisenbahn sein, die als kreisangehörige Gesellschaft im Südwesten Niedersachsens in den von ihr betriebenen Bahnhöfen Nordhorn, Bad Bentheim und Neuenhaus eigene Reisebüros unterhält. Es ist klar, dass in der beengten Buchhandlung im Oldenburger Bahnhof mit nur einem einzigen Schalter qualifizierte Beratung für Fernreisen kaum möglich sein wird. Gleichzeitig könnte ein Reisebüro oder eine echte Mobilitätszentrale weitaus mehr Dienstleistungen aus einer Hand anbieten, etwa eine Gepäckaufgabe oder einen Bringdienst für in der Innenstadt getätigte Einkäufe, Autovermietung oder Zimmervermittlung. Man könnte einen Teil des großen Saales auch anderweitig nutzen.“

PRO BAHN fordert daher, dass sich die Stadt beispielsweise auch mit lokalen Vereinen und Kaufmannschaft über die Zukunft der Räumlichkeiten austauscht. Es gibt genug Raum für ein weiteres Ladengeschäft oder einen gemeinsamen Verkauf. Denkbar wäre auch, Platz für kulturelle Angebote wie Ausstellungen zu reservieren oder für Touristeninformationen rund um die Partnerstadt Groningen, einschließlich der dorthin führenden Wunderline, zu nutzen. Dies machte das Reisezentrum attraktiver und schaffte letztlich neue Laufkundschaft, die dringend benötigt wird.

„Letzten Endes hat die Stadt es in der Hand zu entscheiden, was über 2024 hinaus mit dem Reisezentrum geschieht“, erläutert Diehl. „Sie darf sich dabei nicht auf die Spendabilität des Landes verlassen, sondern muss das Heft des Handelns in die Hand nehmen und rasch seine Zukunft gestalten, so dass noch genug Zeit zur Umsetzung bleibt.“

Die PDF-Version dieser Pressemitteilung können Sie hier herunterladen.

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