Am 15.07.2022 unternahm der Fahrgastverband PRO BAHN gemeinsam mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband Oldenburg einen Ausflug mit Bus und Bahn durch das Verbandsgebiet, um herauszufinden, wie es um die Barrierefreiheit, insbesondere für blinde und sehbehinderte Menschen, an Haltestellen und in Fahrzeugen bestellt ist. Die Route führte uns dabei vom Oldenburger Hauptbahnhof zunächst mit dem Regionalexpress nach Delmenhorst, von dort mit dem Deichläufer nach Berne und mit der Regio-S-Bahn nach Rodenkirchen. Hier stiegen wir um in den Linienbus nach Varel, wo wir den Regionalexpress bis Rastede nahmen, um von dort aus mit dem Bus bis zum Oldenburger Pferdemarkt zu kommen. Von dort aus ging es noch kurz zum Lappan, wo die Reise nach fast sechs Stunden endete.
Herausgekommen ist eine leider viel zu lange Liste an Mängeln, die eine barrierefreie Nutzung des öffentlichen Personenverkehrs blinden und sehbehinderten Personen erschwerden oder sogar unmöglich machen. Erstaunlich war, dass auch bei recht neuen Anlagen nicht immer darauf geachtet wurde, die nötigen Hilfen korrekt und vollständig einzubauen. So gibt es beispielsweise am gerade sanierten Bahnhof in Berne ein vorbildliches Blindenleitsystem auf dem Bahnsteig, jedoch nicht bis zur Bushaltestelle, die nur wenige Meter entfernt liegt. Hier ist zudem eine an sich nützliche Möglichkeit zum Ansagen der nächsten Abfahrten vorhanden, die aber ebenfalls nicht mit dem Leitsystem erreichbar ist. In Varel enden die Blindenleitstreifen vor statt an den Treppen und Aufzügen. Hier war in der Bahnhofshalle sogar die Behindertentoilette zugestellt!
Hinzu kommen bereits bekannte Mängel wie beispielsweise das völlig fehlende Leitsystem in den Bahnhofshallen von Oldenburg und Delmenhorst. An beiden Stationen gibt es keine Möglichkeit, sich als Blinder oder Sehbehinderter eigenständig zu orientieren. Sprachausgaben an den Fahrkartenautomaten existieren auch nicht, obwohl dies technisch problemlos möglich wäre und viele Fahrkartenautomaten erst in letzter Zeit aufgebaut wurden. Die Einstiege in die Züge sind ebenfalls nicht niveaugleich und regelrechte Stolperfallen. Die berühmt-berüchtigte Holzkonstruktion im Oldenburger Hauptbahnhof steht ebenfalls im Weg, wenn man das Leitsystem benutzen möchte, welches noch dazu an vielen Stellen falsch verlegt ist.
Wir werden in den kommenden Monaten die festgestellten Probleme – neue wie alte – zu adressieren und daran mitwirken, sie zu beseitigen. Leider wird dies gerade dort, wo Baumaßnahmen erst vor kurzem abgeschlossen wurden, schwer werden. Unser Wunsch ist daher, bereits frühzeitig in die Detailplanungen mit einbezogenen zu werden, um solche Fehler direkt zu vermeiden.