PRO BAHN sieht Gefahr der Einstellung nach zweijähriger Probezeit
Der Fahrgastverband PRO BAHN sorgt sich um die Fortführung des Intercity-Zugpaares zwischen Köln und Bremerhaven, das erst zum letzten Fahrplanwechsel im Dezember 2021 eingeführt wurde. Stichprobenartige Mitfahrten und Kontrollen legen – auch unter Berücksichtigung des Corona-Effektes – eine sehr niedrige Auslastung nahe. Ohne Gegensteuern sieht PRO BAHN die Zukunft des Zuges als gefährdet an und befürchtet, dass nach der zweijährigen Testphase Bremerhaven wieder ohne Fernverkehrsanbindung dasteht.
Malte Diehl, regionaler Vorsitzender von PRO BAHN, sagt dazu: „Wir rufen die Verantwortlichen bei DB Fernverkehr sowie die lokalen Politiker entlang der Strecke auf, den Zug durch gezielte Maßnahmen attraktiver zu machen und mehr Fahrgäste anzuziehen. Sollte es zu einer Einstellung dieses Intercitys kommen, könnte dies bedeuten, dass Bremerhaven und auch Cuxhaven wieder für Jahrzehnte keine Anbindung an den Fernverkehr erhalten. Auch die im Deutschlandtakt angedachte Verlängerung der ICE-Linie aus München nach Bremerhaven dürfte dann hinfällig sein.“
PRO BAHN verweist darauf, dass der Zug ein freiwilliges Angebot von DB Fernverkehr ist, das sich finanziell allein durch Fahrgeldeinnahmen selbst tragen muss. Anders als der Regionalverkehr erhält der Zug keinerlei staatliche Zuschüsse. Der Fahrgastverband sieht aber verschiedene Mängel in der Konzeption des Zuges, von denen wenigstens einige schnell abgestellt werden könnten.
„Derzeit läuft der Intercity zwischen Bremerhaven und Münster außerhalb des Taktgefüges und hat daher kaum Anschlüsse zu anderen Linien. Insbesondere von und nach Cuxhaven als wichtigem Urlaubsziel sind die Umsteigezeiten in Bremerhaven inakzeptabel“, erläutert Diehl die problematische Situation. „Weil für den Zug auch nur der Fernverkehrstarif gilt, nicht aber Niedersachsen- und VBN-Tarif, können ihn zahlreiche Reisende nicht nutzen. Gerade bei derartigen Einzelzügen ist eine solche tarifliche Integration aber ganz wesentlich für den Erfolg.“
PRO BAHN unterbreitet daher folgende konkreten Verbesserungsvorschläge, um die Zukunft des Zuges sicherzustellen und möglicherweise weiteren Fernverkehr in die Region zu locken:
- Bessere Anschlüsse in Bremerhaven: Weder die Züge aus Cuxhaven noch die aus Buxtehude haben derzeit Anschluss an den IC. Für die Buxtehuder Züge könnte das Problem gelöst werden, indem deren Zeitlage leicht angepasst wird und der IC zusätzlich in Bremerhaven-Wulsdorf hält. Für Cuxhaven käme ein zusätzliches, auf diesen Anschluss ausgerichtetes Zugpaar in Frage.
- Integration in den Nahverkehrstarif: Nördlich von Bremen Hbf sollten in diesem Zug analog zu den Intercitys Richtung Emden Nahverkehrsfahrkarten vollumfänglich anerkannt werden. Dadurch könnten deutlich mehr Menschen den Zug nutzen, und ein Teil der Einnahmen käme DB Fernverkehr zugute.
- Zusätzliche Halte in Syke und Diepholz: Der Fahrplan des Zuges ist zwischen Bremen und Osnabrück sehr großzügig ausgelegt und enthält viel Puffer. Dieser könnte genutzt werden, um zusätzliche Halte in den Mittelzentren Syke und Diepholz zu realisieren. Syke (25.000 Einwohner) wird derzeit gar nicht vom Fernverkehr bedient, Diepholz (17.000 Einwohner, Fernbahnhof für Vechta und Lohne mit zusammen 60.000 Einwohnern) nur von wenigen Zügen.
- Korrespondenz zum Intercity Norddeich – Frankfurt in Münster: Die Intercitys Bremerhaven – Köln sowie Norddeich – Frankfurt treffen in beiden Richtungen zeitgleich in Münster ein, haben aber keinen Anschluss untereinander. Durch eine Verlängerung der Haltezeiten um wenige Minuten ließe sich das ändern. Bremerhaven erhielte somit eine attraktive Verbindung mit einem einzigen Umstieg über das Siegerland nach Frankfurt.
Auf Basis dieser und gegebenenfalls weiterer Vorschläge sollte die Lokalpolitik das Gespräch mit Deutscher Bahn und – weil Nahverkehrsleistungen vom Land finanziert werden – der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) in Hannover suchen. Gelingt es, einige Verbesserungen umzusetzen, erhöhen sich die Chancen, dass dieser Intercity längerfristig nach Bremerhaven und – nach Elektrifizierung – vielleicht sogar nach Cuxhaven fährt, deutlich.