Am Freitag, 16.05.2025, fanden sich der Fahrgastverband PRO BAHN, der NABU, der VCD und der BUND vor dem Oldenburger Hauptbahnhof ein, um sich gemeinsam für den Erhalt des dortigen Reisezentrums einzusetzen. In zahlreichen engagierten Gesprächen konnten wir mit Reisenden über die Problematik sprechen und für unser Anliegen werben, wobei einige noch überhaupt nicht von der drohenden Schließung zum Jahresende 2025 erfahren hatten. Die Zustimmung zum Erhalt war groß.

Wir nehmen dies zum Anlass, die Oldenburger Stadtverwaltung erneut auf die Dringlichkeit einer fahrgastfreundlichen Lösung hinzuweisen. Es kann nicht sein, dass in einer 170.000-Einwohner-Stadt keine persönliche Beratung und kein Fahrkartenerwerb am Schalter mehr möglich sein sollen. Die Nachdem eigentlich bereits Ende 2022 die Schließung erfolgen sollte, kam es zu einer Übergangslösung, bei der die Landesnahverkehrsgesellschaft das DB-eigene Reisezentrum bezuschusst. Diese Übergangslösung endet dieses Jahr, und wenn bis dahin die Stadt keine Anschlusslösung gefunden hat, gehen endgültig die Lichter aus. Fahrkarten könnten dann nur noch sehr eingeschränkt in der Buchhandlung erworben werden, wenn man die Automaten nicht nutzen will oder kann. Nach wie vor gibt es übrigens verschiedenste Fahrkarten, die sich nur persönlich erwerben lassen.
Auf der letzten Verkehrsausschuss-Sitzung im März präsentierte die Stadtverwaltung einen Sachstand, demzufolge eine Mobilitätszentrale mit Beteiligung von Deutscher Bahn, NordWestBahn und VWG im ehemaligen Wartesaal III. und IV. Klasse geplant sei. Es wurde so dargestellt, als sei diese Lösung zum Greifen nah und auf der Zielgeraden. Zwei Monate später ist davon aber noch nichts zu sehen. Dementsprechend skeptisch sind unsere Verbände.
Wenn auch Sie weiterhin Fahrkarten vor Ort erwerben möchten, bitten wir Sie, unser Anliegen zu unterstützen, indem Sie sich an die Stadt Oldenburg wenden.
Hintergrund: Die Deutsche Bahn ist gewinnorientiert und nicht verpflichtet, Reisezentren zu unterhalten. Wo sie keinen Gewinn machen, werden sie geschlossen. Das ist eine Folge der Bahnreform von 1993 auf Bundesebene. Unprofitabel wurde das Reisezentrum Oldenburg besonders dadurch, dass mit der Vergabe der Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen 2022 an die NordWestBahn seitens der Landesnahverkehrsgesellschaft auch das Vertriebsmonopol für den Nahverkehr dorthin übertragen wurde. Die DB darf also in Oldenburg prinzipiell keine Nahverkehrsfahrkarten mehr verkaufen. Ein dauerhafter Erhalt eines Reisezentrums vor Ort ist daher nur mit kommunaler Hilfe und einem geeigneten, den Nutzen für die Fahrgäste maximierenden und gleichzeitig den Fehlbetrag minimierenden Konzept nötig.